Aus “Westfälische Nachrichten” vom 07.12.2015
Freckenhorst – Mehr als 1000 Kinder haben 35 Nikolause und ebenso viele Ruprechte am Vorabend des Nikolaustages in Freckenhorst besucht. Nach getaner Arbeit trafen sich die „Gespanne“ , Helfer und die Vertreter der Nachbargemeinschaften im Stiftshof Dühlmann, um sich zunächst beim längst traditionellen Gulaschessen zu stärken und den Tag Revue passieren zu lassen. Primas Bernhard Schulze Wartenhorst, Dekan Thomas Pues und Obermuff Rainer Poppenborg hatten – quasi zum Dessert – allerlei Überraschungen in petto.
Mehr als 1000 Kinder haben 35 Nikolause und ebenso viele Ruprechte am Vorabend des Nikolaustages in Freckenhorst besucht.
Nach getaner Arbeit trafen sich die „Gespanne“ , Helfer und die Vertreter der Nachbargemeinschaften im Stiftshof Dühlmann, um sich zunächst beim längst traditionellen Gulaschessen zu stärken und den Tag Revue passieren zu lassen. Primas Bernhard Schulze Wartenhorst, Dekan Thomas Pues und Obermuff Rainer Poppenborg hatten – quasi zum Dessert – allerlei Überraschungen in petto. Natürlich gab es die obligatorischen Geldstrafen. Zum Beispiel für Collegiums-Mitglieder, die ohne Handschuhe vorstellig wurden, die es wagten, in Nietenhosen zu erscheinen, Nikolause, die ihre eigenen Kinder als Ruprechte mit billigen Bändern, an denen Glöckchen baumeln, abspeisen und eigenmächtig einen neuen Bart bei der Schneiderin ordern.
och es gab auch hübsche Überraschungen: Nachdem vor zwei Jahren bereits Ehrenzeichen für Nikolause und Ruprechte eingeführt wurden, gibt es ab sofort Auszeichnungen für die Ankleidedamen, die den Nikolausen auch an diesem Tag in Rauchmäntel und Alben geholfen hatten. Sie tragen nun voller Stolz niedliche Engelchen, die „Himmlischen Schwestern“, am Revers.
Für ihr besonderes Engagement im Nikolauscollegium geehrt wurden Thiatildis und Vincenz Hahner sowie Karin Pohlmann, die gerade erst neue Mitren für die Nikolause geschneidert hatte. Walter Richter ist es zu verdanken, dass die Urkunden der Kardinäle künftig wieder ein Siegel tragen. Auch für ihn hielten Primas und Dekan eine Überraschung bereit. Mit Bernhard Rose zeichneten Nachbargemeinschaften und Nikolaus-Collegium einen Mann aus, der sich um das Nikolaus-Brauchtum besonders verdient gemacht hat. Rose erinnerte sich, dass er vor 50 Jahren als erster Nikolaus überhaupt in einer Kutsche durch den Ort gefahren sei. Mehr als zehn Jahre war der Nikolaus, der im echten Leben fast immer im „Blaumann“ unterwegs ist, im Collegium aktiv, besuchte am Vorabend des Nikolaustages die Kinder in Stadtmitte, Kühl, an der Warendorfer Straße und in Flintrup.
Neben einer ganzen Reihe neuer Ruprechte begrüßten Primas und Dekan an diesem Abend auch drei neue Nikolause: Martin Decker, Dr. Stephan Klumpe und Matthias Bruns. Sie wurden zu Weihbischöfen ernannt. Daniel Kaldewey wurde zum Bischof, Helmut Achtermann gar zum Erzbischof befördert.
Ein großes Lob des Primas galt Nikolaus Hubert Reinker und dessen Ruprecht Michael Wilczek. Das Duo hatte am Nachmittag mehrere in Freckenhorst ansässige Flüchtlingsfamilien besucht, die den nicht alltäglichen Besuch freudig aufgenommen hatten. Nachdem Mitglieder der Throngesellschaft des Dekans, der in diesem Jahr bekanntlich Schützenkönigswürden erlang und nun wählen kann, ob er lieber als „majestätische Exzellenz“ oder als „exzellente Majestät“ tituliert werden möchte, den finanziellen Grundstock für eine eigene Nikolaus-Collegium-Fahne gelegt hatten, galt es einen altgedienten Nikolaus in den Ruhestand zu verabschieden. Dieter Mevert hatte dem Primas um seine Emeritierung gebeten. In den vergangenen Jahren hatte der 75-Jährige dem Collegium noch als Nikolaus cooperator zur Verfügung gestanden. Nun sei aber Schluss, verkündete Mevert. „Die Verbindung bleibt, aber ich trete nicht mehr an.“
Besonderen Spaß haben ihm stets die nachgelagerten Besuche bereitet, erzählte Mevert, der 1967 zum ersten Mal als Nikolaus unterwegs war, im Gespräch mit den WN. Als er feststellte, dass es keine gute Idee ist, bei den eigenen, noch sehr kleinen und nach dem Papa rufenden Kindern als Nikolaus aufzukreuzen, gönnte er sich einen „Erziehungsurlaub“, der heute bei wohl allen Nikolausen usus ist. Dann, vor ein paar Jahren, sei er wieder eingestiegen. „Wenn ich den Bart umhängte, dann war ich der Nikolaus und nicht mehr Dieter Mevert. Ich habe mich anders benommen und langsamer und deutlicher gesprochen“, erzählt er. Die nachgelagerten Besuche, etwa in Kindergärten oder in den Freckenhorster Werkstätten, haben ihm die meiste Freude bereitet, erzählt der Freckenhorster. „Das war oft sehr emotional.“
ine besonders schöne Erinnerung sei der Besuch bei einer spanischen Familie gewesen, die auf dem Schlossgelände wohnte. Die Spanier seien dem Nikolaus mit einer so ausgeprägten Religiosität begegnet, wie er es nie wieder erlebt habe.
Längst in die Annalen des Nikolaus-Collegium eingegangen ist allerdings ein anderes, sehr amüsantes Erlebnis des damals noch sehr jungen Nikolaus Dieter Mevert. Ende der 60-er Jahre besuchte der Nikolaus in Stadtmitte eine Familie, die auch ein Gastkind, ein kleines Mädchen, zu Besuch hatte. Dieses fragte, ob der Nikolaus nicht dafür Sorge tragen könne, dass es ein Brüderchen bekomme. Die spontane Antwort des Nikolaus ist schon legendär: „Schick Deine Mama mal beim Nikolaus vorbei.“ Am heutigen Montag ist Dieter Mevert zum letzten Mal als Nikolaus unterwegs. Zum unwiderruflich letzten Mal.