Aus “Westfälische Nachrichten” vom 03.12.2007
Freckenhorst. Tief erschüttert gewesen sein soll Heinrich Tenhumberg von der Nikolausbescherung, die er als junger Vikar im Dezember 1945 in Freckenhorst miterleben musste. Kinder, ja sogar Erwachsene fürchteten den Nikolaus und seinen Angst einflößenden Begleiter Knecht Ruprecht gleichermaßen. Kein Wunder, sollen doch Kinderbeine aus dem Sack des Ruprechts geragt haben. In Zusammenarbeit mit der Kolpingsfamilie und der Frauenjugend setzte Tenhumberg nun alles daran, dem Nikolausfest einen würdigen und angemessenen Rahmen zu geben, den barmherzigen, gütigen und kinderlieben Heiligen in den Mittelpunkt zu rücken.
Mit Heinrich Rose, Heinrich Fedder und Herbert Logisch waren drei Nikolause und die sie begleitenden Ruprechte bald gefunden. Am 5. Dezember vor genau 61 Jahren besuchten sie kinderreiche Familien in der Stiftsstadt. Vikar Tenhumberg, genau genommen also der Begründer des Nikolaus-Collegiums, das heute seinen 60. Geburtstag feiert, war ein Perfektionist. Deshalb wurde nach dem ersten Nikolausbesuch das Outfit der Nikolause aufwändig Überholt. Tenhumberg rekrutierte junge Männer aus der Pfarrjugend, der KAB und der Kolpingsfamilie, die ihm geeignet schienen, die Nikolausbesuche in den Familien zu Übernehmen.
1947 war der Vikar selbst mit von der Partie und fuhr, als Nikolaus eingekleidet, auf einem Flachwagen der Firma Breede sitzend, durch die Straßen. Besucht wurden damals Familien, die sich im Vorfeld gemeldet hatten oder als besonders bedürftig galten. Erst Anfang der 60er Jahre, so ist der Chronik des Nikolausvereins zu entnehmen (die heute während des Festaktes, im Übrigen aber, wie auch die Jubiläums-Kerze, bei Bernhard Schulze Wartenhorst, Peter Marberg oder in Sandras Blumenlädchen zum Preis von fünf Euro erhältlich ist) nahm der erste weltliche und damals mit erst 17 Jahren vermutlich auch der jüngste Leiter, den das Nikolaus-Collegiums je hatte, „Frischling“ Friedel Rose, die Hilfe der Nachbargemeinschaften in Anspruch. Aus dieser Zeit stamme auch der Brauch, ein Licht in ein Fenster zur Straße zu stellen, damit der Nikolaus und seine Helfer sehen konnten, in welchem Haus sie erwartet wurden.
In den folgenden Jahren wuchs die Schar der Nikolause immer weiter an. Und Friedel Rose entwickelte Strukturen innerhalb des Collegiums. Er führte Bischofsränge ein. Es gab einen Sprecher der Ruprechte, Obermuff genannt, und einen Geheimen Rat. Bei der Ernennung der Nikolause zu Erzbischöfen wurden Ernennungsurkunden in roten Urkundenmappen „made in der DDR“ überreicht. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Leiter des Collegiums entwarf Rose ein Wappen, das die Einladung zum ersten Konklave des Nikolaus-Collegiums schmückte. Ihm folgte Paul Klümper. Heute ist Bernhard Schulze Wartenhorst Primas des Collegiums, dem seit 2004 ein gemeinnütziger Verein zur Seite steht.
Die heutige Geburtstagsfeier beginnt um 19.15 Uhr mit der Messe in der Stiftskirche. Der Empfang findet im Anschluss im Stiftshof statt.
VON JOKE BROCKER