Der Bischof trägt keine gewöhnliche Unterwäsche

Aus “Westfälische Nachrichten” vom 25.11.2013

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Ein Teil des Konsistoriums (v. l.): Kardinal Karl Ertl, August Weiser (Geheimer Rat), Kardinal Theo Post, Dekan Thomas Pues und Primas Bernhard Everword Schulze Wartenhorst.

Freckenhorst – Bei aller Tradition: Nikolause und Ruprechte verschließen sich nicht dem Fortschritt, auch sie sind im world wide web unterwegs. Auf Facebook und mit einer nigelnagelneuen Homepage, die Schriftführer Stefan Altefrohne und Hendrik Rohling verantworten und den versammelten Eminenzen, Exzellenzen und Ruprechten ausführlich präsentierten. Vorbei die Zeiten, da Nikolause sich umständlich um einen Ersatz-Ruprecht bemühen mussten. In Frage kommende Kandidaten finden sie jetzt unter versteckt.nikolaus-collegium.de.

Von Joke Brocker

Sie haben es noch drauf, das Nikolauslied. Zu Beginn der Wintersynode am Freitagabend im Stiftshof Dühlmann stellten die Nikolause stimmgewaltig ihre Textsicherheit unter Beweis. Bei den Nachwuchs-Ruprechten allerdings sah Primas Bernhard Everword Schulze Wartenhorst noch Handlungsbedarf. Zu Recht. Die meist jungen Ruprecht-Anwärter beschränkten sich ab Strophe zwei mehrheitlich auf das Mitsingen des Refrains. Und auch eine kleine Kleiderkunde für Nikolause schien dem Primas dringend geboten. Der Nikolaus-Gürtel sei mitnichten ein Strick, sondern ein Zingulum. Und der Bischof trage auch keine gewöhnliche Unterwäsche. Neben einem Rückblick auf Freckenhorster Herbst und Sommerkonzil, der Präsentation der neuen Homepage des Nikolaus-Collegium stand vor allem die Vergabe der Diözesen im Mittelpunkt der gut dreistündigen Synode.

Wenngleich der Primas sich eine bessere Beteiligung der Nikolause und Ruprechte am Freckenhorster Herbst – und am Sommerkonzil – gewünscht hätte, zeigte er sich doch erfreut über den Umsatz, den das Nikolaus-Collegium während der Traditionsveranstaltung erwirtschaftet hatte: 1000 Euro, die der Stiftung zugeleitet werden, die mit ihrem Geld weit mehr als die Tüten für die Kinder am Nikolausabend finanziert. Die Stiftung, die gegenwärtig über ein Kapital von 73 000 Euro verfügt und die lang anhaltende Niedrig-Zinsphase mit einiger Skepsis registriert, fördert auch Projekte wie Schwimmangebote für Kindergarten-Kinder. Auch sozial schwache Familien werden unterstützt. „Was hätten wir nur ohne die Stiftung gemacht?“, bemerkte der Primas mit Blick auf die Auflösung der Nachbargemeinschaft „Stadtmitte“. Dank der Stiftung werde das Brauchtum Nikolaus in Freckenhorst erhalten bleiben.

Bei aller Tradition: Nikolause und Ruprechte verschließen sich nicht dem Fortschritt, auch sie sind im world wide web unterwegs. Auf Facebook und mit einer nigelnagelneuen Homepage, die Schriftführer Stefan Altefrohne und Hendrik Rohling verantworten und den versammelten Eminenzen, Exzellenzen und Ruprechten ausführlich präsentierten.

Vorbei die Zeiten, da Nikolause sich umständlich um einen Ersatz-Ruprecht bemühen mussten. In Frage kommende Kandidaten finden sie jetzt unter versteckt.nikolaus-collegium.de. Und Familien, Vereine oder Betriebe, die nach dem 5. Dezember den Besuch von Nikolaus und Ruprecht wünschen, können das nun auch via Internet melden.

Dekan Thomas Pues übernahm die zeitaufwendige Vergabe der Diözesen. Einige Nikolause gehen in Elternzeit und fallen daher erst einmal aus, andere, aus der Elternzeit zurück, haben wieder Kapazitäten. Das will bei der Planung berücksichtigt werden.

Durch die Auflösung der Nachbargemeinschaft Stadtmitte kommt auf einige Nikolause Mehrarbeit zu. Das Stadtmitte-Gebiet ist nach Absprache mit den Nachbargemeinschaften in drei neue Bereiche eingeteilt worden. „Die Industriestraße wird Blumenthal zugeschlagen, der Bereich hinter dem Feuerwehrhaus – Brüggenbach – dem Negerdorf und das Gros der Stadtmitte dem Gebiet von Kühl“, erläuterte Pues. 34 Nikolause und mindestens ebenso viele Ruprechte werden am späten Nachmittag des 5. Dezember ausschwärmen, um rund 1100 Kinder – gut die Hälfte sind Gastkinder – zu besuchen und zu bescheren.

Als äußeres Zeichen ihrer aktiven Zugehörigkeit zum Nikolaus-Collegium erhielten alle Nikolause erstmals aus der Hand des Primas einen Nikolaus-Sticker, finanziert durch eine großzügige Spende. Den ersten Sticker überhaupt nahm Dieter Mevert entgegen. Der pensionierte Schulleiter ist, abgesehen von einer Elternzeit-bedingten Unterbrechung, seit 1965 als Nikolaus in der Stiftsstadt unterwegs. Die Ruprechte sollten nicht leer ausgehen. Für sie gab es hübsche Sticker in Form eins Sackes mit Rute.

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